Die Neurofunktionelle Reorganisationstherapie nach Padovan ist eine ganzheitliche Behandelmethode. Sie wiederholt die Entwicklung des Gehirns durch Anwendung mit Rhythmus und Sprache begleiteter einfacher Körperbewegungen, die zur normalen, physiologischen Entwicklung eines Kindes gehören und das Gehirn mit der notwendigen Information versorgen, um neue Verbindungen knüpfen zu können. Je höher die Kompaktheit dieses neurologischen Netzwerkes, desto besser ist es für die sich entwickelnden Funktionen wie Sprechen und Sprache. Dazu verwendet die Methode auch Padovans myotherapeutisches Konzept, das sie in Zusammenarbeit mit der Abteilung für Kieferorthopädie an der Universität von Sao Paulo, wo sie Dozentin für angewandte Logopädie in der Kieferorthopädie war, entwickelte.
Daniel ist zehn Jahre jung und diagnostiziert mit einer autistiformen Kontaktstörung, psychomotorischer Retardierung und Dyspraxie. Er zeigt eine massive Verzögerung der Sprachentwicklung, sowohl rezeptiv als auch expressiv sowie in der sozial-emotionalen Entwicklung. Weiters bestehen motorische Störungen, wie Hypotonie, Ataxie und eine Gleichgewichtsstörung.
Temple Fay nennt Sprech- und Sprachstörungen als nicht eigenständige Probleme, sondern verschiedene Abstufungen desselben Problems mit demselben Ursprung: eine Störung in der Organisation des zentralen Nervensystems. Da die Grundstörung gleich ist, ist auch die Behandlung dieselbe, jeweils angepasst an die Art der Problematik.
Daniel stand in der Entwicklung seines Sprachverständnisses im Alter von 8,6 Jahren auf einem Altersäquivalent von 2,10 Jahren und entwickelte sich bis zum Alter von 9,11 Jahren auf ein Altersäquivalent von 3,11 Jahren. Seine Wortentwicklung war mit 9 Jahren auf dem Stand eines 3,3-Jährigen und entwickelte sich in nur elf Monaten auf den Stand eines 4,8-Jährigen. Seine Satzentwicklung, mit 9 Jahren auf dem Stand eines 2,10-Jährigen, brachte er ebenfalls nach elf Monaten auf den Stand eines 3,4-Jährigen. Bei Daniel konnte man förmlich zusehen, wie der Aufbau seines Lexikons Wort für Wort sein Denken in Bewegung setzte und die Verknüpfung von Wörtern in ihm Fragen aufwarf, die er zu beantworten suchte und mehr und mehr seine Kommunikation mit seiner Umgebung in Gang brachte.
Daniel beschäftigte sich anfangs ruhig, mit Papier und blauem Stift in stereotyper Manier. Lehrerin: “Ich hätte mir nie gedacht, dass Daniel einmal anstrengend wird, weil er so viel spricht.“
Das Arbeiten mit und an der neuro-funktionellen Re-Organisation hat Daniels Entwicklung deutlich in Gang gebracht und sein Denken und seine Sprache, unsere höchsten Gehirnleistungen gefördert und weiterentwickelt.
Eine „Externe Begleiterin für autistiforme Kinder“(NL, 2001) , die Daniel seit Jahren kannte und begleitete, konstatierte einen auffallenden Fortschritt des Kindes durch die ganzkörperliche Behandlung in der Logopädie. Sie fand, dass Daniel besser sprach, besser Kontakt aufnahm, besser in seiner Umgebung „funktionierte“ und sogar glücklicher wirkte.
Martina Gruber
Langfassung Artikel aus dem Niederländischen übersetzt: N.R.Autismus.Amsterdam.pdf